Cem, 24, studiert Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt und ist Stipendiat eines der 13 Begabtenförderungswerke. Wie es dazu kam und was er heute anderen Bewerbern raten würde – darüber sprechen wir heute!
Schön, dass du da bist, Cem!
Cem: Hi Elias und danke, dass ich über meine Erfahrung berichten darf. Ich freue mich sehr auf das Gespräch!
Die Freude ist ganz meinerseits! Und daher starte ich auch schon mit der ersten Frage: Wie bist du auf das Stipendium aufmerksam geworden?
Cem: Eigentlich habe ich es durch einen Freund erfahren, der sich auch beworben hat. Er meinte, dass es perfekt für mich wäre, da ich schon immer engagiert war und gute Noten hatte. Danach habe ich selbst recherchiert und gemerkt, dass es echt gut zu mir passt.
Was hat dich dazu motiviert, dich für ein Stipendium zu bewerben?
Cem: Ehrlich gesagt, war es die finanzielle Unterstützung. 😉
Ich wollte nicht, dass meine Eltern mein Studium finanzieren. Sie arbeiten selbst schon sehr hart und am Ende des Monats bleibt ihnen auch nicht so viel übrig..Da fühlt man sich als erwachsener junger Mann einfach schlecht, wenn man die Eltern dann noch um Geld bittet.
Ich habe zwar BAföG erhalten, aber das reichte nicht aus, sodass ich neben dem Studium noch einen Job hatte, um über die Runden zu kommen.
Wie sah der Bewerbungsprozess für dich aus? Gab es besondere Herausforderungen?
Cem: Der Prozess war ziemlich intensiv. Es gab einige Formulare und Nachweise, die ich vorbereiten und einreichen musste. Die größte Herausforderung war für mich das Motivationsschreiben. Ich wollte unbedingt authentisch wirken, aber auch professionell – das hat mich echt einige Nerven gekostet. Damals gab es ja euer Buch noch nicht. Ich bin mir sicher, dass ich mit damit viel Zeit und Nerven gespart hätte. 😉
Was glaubst du, hat deine Bewerbung besonders gemacht?
Cem: Ich denke, meine persönliche Geschichte hat einen Unterschied gemacht. Ich habe von meinen Eltern und ihrer harten Arbeit erzählt und wie sehr ich sie entlasten möchte. Dazu kam mein Engagement in der Gemeinde, was zeigt, dass ich Verantwortung übernehme. Ich wollte der Jury zeigen, dass ich nicht nur jemand bin, der finanzielle Unterstützung benötigt, sondern auch jemand, der bereit ist, etwas zurückzugeben und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu haben.
Ich glaube, dass diese Kombination aus persönlicher Motivation und gesellschaftlichem Engagement meine Bewerbung besonders gemacht hat.
Wie hast du dich auf das Auswahlgespräch vorbereitet?
Cem: Puh, das war eine der nervenaufreibendsten Phasen des Bewerbungsprozesses. (lacht) Ich habe mir verschiedene Fragen überlegt, die man mir stellen könnte und habe entsprechende Antworten darauf vorbereitet. Vor allem habe ich mich auf tiefere Fragen zu meinen Zielen vorbereitet. Zudem habe ich mich auch intensiv mit den Werten der Stiftung beschäftigt. Das ist wichtig, denn Stiftungen suchen auch nach Persönlichkeiten, die zu ihnen passen.
Wenn du dich wirklich bewerben möchtest, dann empfehle ich dir mein Buch “Der Stipendienschlüssel”.
Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung habe ich schon zahlreichen Studierenden dabei geholfen, ein Stipendium zu bekommen.
Gab es Momente, in denen du gezweifelt hast? Wie bist du damit umgegangen?
Cem: Zweifel gehören, glaube ich, bei jedem großen Schritt im Leben dazu. Besonders als ich auf das Auswahlgespräch gewartet habe, kamen mir viele Zweifel. Ich habe mich gefragt, ob meine Bewerbung wirklich gut genug war und ob ich im Gespräch überzeugen konnte.
In solchen Momenten habe ich versucht, mich nicht verrückt zu machen und mich auf das zu konzentrieren, was ich bereits erreicht hatte. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass ich mein Bestes gegeben habe und dass das, was passieren wird, aus einem Grund geschieht. Freunde und Familie haben mir dabei unglaublich geholfen. Sie haben mich ermutigt und mir immer wieder gesagt, dass ich stolz auf das sein kann, was ich bis dahin erreicht habe.
Und sie hatten recht. Am Ende des Tages geht es nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, authentisch zu sein und zu zeigen, wer man wirklich ist.
Wie hat das Stipendium dein Leben oder Studium verändert?
Cem: Das Stipendium war für mich ein echter Gamechanger. Vorher war ich ständig besorgt darüber, wie ich mein Studium finanzieren könnte, ohne meine Eltern zu sehr zu belasten. Die finanziellen Unterstützung durch das Stipendium hat mir diese Sorge dann genommen. Zudem musste ich keine zwei Jobs mehr ausführen. Einer hat vollkommen ausgereicht.
Aber es war nicht nur das Geld, das mein Leben verändert hat. Wie bereits erwähnt, habe ich durch das Stipendium Zugang zu einem Netzwerk von Gleichgesinnten bekommen – anderen Stipendiaten, die ebenfalls engagiert und auch ambitioniert sind. Jeder einzelne Stipendiat mit dem ich sprach, hatte etwas Spannendes zu erzählen. Das macht was mit einem. Du fühlst dich motiviert, noch mehr Gas geben zu wollen. Zumindest ging es mir so. Auch fanden regelmäßige Treffen und Workshops statt, die mir neue neue Perspektiven eröffnet haben.
Aber ein für mich besonders schöner Aspekt des Stipendiums: Du knüpfst nicht nur neue Kontakte, sondern auch Freundschaften! Mittlerweile habe ich in jeder Großstadt eine Übernachtungsmöglichkeit. 😉
„Authentizität ist unglaublich wichtig. Versucht nicht, jemand anderes zu sein oder euch so darzustellen"
Welche Tipps würdest du anderen geben, die sich ebenfalls bewerben möchten?
Cem: Wenn ich anderen einen Rat geben könnte, dann wäre es, sich selbst treu zu bleiben. Authentizität ist unglaublich wichtig. Versucht nicht, jemand anderes zu sein oder euch so darzustellen, wie ihr denkt, dass die Jury es gerne hätte. Die Menschen, die eure Bewerbung lesen, merken sofort, ob ihr ehrlich seid oder nicht. Außerdem ist es wichtig, früh genug anzufangen und sich gut zu organisieren.
Der Bewerbungsprozess kann sehr stressig sein, besonders wenn man alles auf den letzten Drücker macht. Plant ausreichend Zeit für jedes Element der Bewerbung ein – besonders für das Stipendien-Motivationsschreiben!
Es ist euer Aushängeschild und sollte deshalb gut durchdacht und sorgfältig formuliert sein. Und last but not least: Habt keine Angst vor dem Auswahlgespräch. Seht es als eine Chance, euch zu präsentieren und zeigt, dass ihr bereit seid, die Herausforderung anzunehmen. Wenn ihr gut vorbereitet seid, gibt es keinen Grund zur Sorge.
Beispiel: “Zusammenfassend bin ich überzeugt, dass ein Auslandssemester an der [Zieluniversität] eine einzigartige Gelegenheit für meine akademische und persönliche Entwicklung darstellt. Ich freue mich sehr auf die Möglichkeit, Teil Ihrer Universität zu werden, und bedanke mich herzlich für die Berücksichtigung meiner Bewerbung. Für Rückfragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.”
Was sind deine Pläne für die Zukunft, und wie hilft dir das Stipendium dabei, diese zu erreichen?
Cem: Nach meinem Abschluss plane ich, in die Unternehmensberatung gehen und dort erstmal einige Jahre Arbeitserfahrung zu sammeln. Und danach schau ich einfach, wie es sich entwickelt. Meist ergeben sich ja dann neue Möglichkeiten, die man noch gar nicht auf dem Schirm. Daher bleibe ich gelassen und lass die Dinge einfach auf mich zukommen.
Ich drücke dir die Daumen. Vielen Dank für das Gespräch, Cem!
Cem: Ich habe zu danken. Alles Gute weiterhin!